Vor mir Spuren von Mensch und Tier: Ein Mann mit seinem Hund ist hier schon durchgegangen. Sonst ist der Schnee noch unbefleckt und unberührt. Ich habe Hemmungen, auf diese wunderschöne, reine Schneedecke zu treten und sie durch meine Tritte zu versehren. Immer wieder kreuzen Spuren von Wildtieren meinen Weg: ein Hase? ein Fuchs? ein Reh? Ich gestehe mir ein, dass ich keine Ahnung habe. Ich versuche zu erkennen, woher das Tier gekommen, wohin es gegangen ist, und ob es vielleicht noch in der Nähe ist. Doch so sehr ich auch ins Dickicht starre, ich kann nichts erkennen.
Es zieht mich zum Weiher. Ich war schon lange nicht mehr hier - wer weiss, was mich heute erwartet? Tatsächlich haben Eis und Schnee auch hier Kunstvolles erschaffen: Die schneebedeckten Schilfbüschel sehen aus wie Champignons, und Schmelzwasserrinnen bilden wundersame Muster und Formen auf der vereisten
Wasseroberfläche. Das vom Schnee reflektierte Licht bringt die Farben wieder hervor, die im düsteren Hochnebelgrau verschwunden waren: blau, braun, grün -
zart und kräftig zugleich. Auf dem hellen Hintergrund sehen die Konturen von Büschen und Bäumen wie filigrane, präzis geschnittene Scherenschnitte aus.
Schliesslich werden die Finger trotz Handschuhe ein wenig klamm und es beginnt mich zu frösteln. Zeit, den Heimweg über die Felder anzutreten. Keine Spuren hier, die mir den Weg weisen. Munter marschiere drauflos, ganz erstaunt darüber, wie einfach es ist, sich zu verlaufen in einer Landschaft, in der keine Wege und Grenzen mehr erkennbar sind. Doch ich kenne die Richtung und stapfe beherzt quer über Felder und Weiden heimwärts. Es hat etwas ungemein Befreiendes, einfach so nach Lust und Laune durch die Welt zu spazieren, ohne sich an vorgegebene Wege halten zu müssen. Und es macht so Spass!