Es ist ein diesiger Tag, als der Fotokünstler beschliesst, mir den
Chiemsee zu zeigen.
Die Überfahrt mit dem Schiff hat etwas Nostalgisches und gleichzeitig auch sehr Erfrischendes. Mit dem Wind in den Haaren, dem leicht fischigen Geruch in der Luft und der frischen, feuchten Brise, die mir über die Haut streicht, wähne ich mich fast am Meer. Der Chiemsee wird auch "Bayrisches Meer" genannt - passt. Vor allem an einem dunstigen Tag wie diesem, an dem wir das Ufer nur andeutungsweise erkennen können.
An einem
klaren Sommertag muss das Panorama überwältigend sein: der See voller
Segelboote, die kleineren Inseln mit ihrem uralten, bis zum Ufer reichenden
Baumbestand und dahinter die mächtigen Berge. Oder im Herbst, wenn sich die Zugvögel hier versammeln und es vor Gänsen und anderen Wasservögeln nur so wimmelt.
Den Besuch der berühmteren Insel Herrenchiemsee verschieben wir auf
ein andermal. Jetzt zieht es uns zur beschaulicheren Fraueninsel.
Und dort zunächst ins Wirtshaus zu einem leckeren Mittagessen bayrisch-urchiger Art (Schweinshaxe) zum einen und lokal-fischiger Art (Saibling,
Forelle und Zander) zum anderen.
Nach einem Espresso lassen wir uns gemütlich über die Insel treiben,
bewundern die schmucken Häuschen, die wunderschön restaurierte Klosterkirche,
die gepflegten Gärten und die kreativen Dekorationen. Wir stellen uns vor, wie es
wäre, hier zu leben, in einem dieser Häuser, die nicht viel höher als der
Wasserspiegel stehen, und wo Boote die wichtigsten Fortbewegungsmittel sind.
Wir kommen schnell darauf, dass es uns hier zu eng wäre und uns die
Touristenströme nerven würden, die alle (wie wir) in die Gärten und Häuser
hineinglotzen. In ein paar Tagen schon, wenn die Hauptsaison beginnt, ist es
hier nämlich vorbei mit Ruhe und Beschaulichkeit. Ein bisschen
spricht natürlich auch der Neid aus uns, weil uns ja ohnehin das nötige
Kleingeld fehlt, um uns unter die "Nobel-Aussteiger" zu mischen. Umso mehr geniessen wir jetzt unseren Besuch.