Samstag, 24. August 2013

Miksang Praxistag in Zürich

Ich habe für die Gruppe, die im Frühling mit mir am Foto-Workshop bei Helèn Vink in Zürich war, einen Miksang-Praxistag organisiert. Gemeinsam mit zwei Kollegen bin ich auf meinem üblichen Arbeitsweg unterwegs. Doch heute ausnahmsweise mit viel Zeit, um ihn in einer entspannten, kontemplativen Haltung zu begehen und zu fotografieren.



Im Gegensatz zum Workshop vor ein paar Monaten ist es heute schön und heiss. Wir machen zwei meditativ-visuelle Übungen, um ruhig und entspannt zu werden. Das ist die nötige Voraussetzung für kontemplative Fotografie: ruhig werden und loslassen von Erwartungen, Vorstellungen, Schemen und Vorurteilen. So wird der Kopf frei und öffnet sich für die visuellen Eindrücke, die uns begegnen.

Mein Kopf ist allerdings nicht ganz so leer und entspannt. Ich bin überrascht, wie nervös ich wegen des Praxistages bin. Habe ich alles gut organisiert? Werden meine Kollegen zufrieden sein? Wird alles gutgehen? Das überrascht mich deshalb, weil ich doch auf jahrelange Unterrichtserfahrung mit Erwachsenen zurückgreifen kann und ich auch bei meiner Arbeit problemlos Führungen, Tage der offenen Tür,  ganze Berufsbildungen und Abschlussprüfungen organisiere. Und trotzdem, dies hier ist etwas Anderes. 





Ich kann mich nicht entscheiden, was ich fotografieren soll. Das hat sicher mit meinen Erfahrungen in den USA zu tun. Von den beiden Kurswochen in Boulder, beim Miksang-Gründer Michael Wood und seiner Frau Julie DuBose, bin ich ziemlich verwirrt zurückgekommen. Ich bin unmotiviert, habe das Selbstvertrauen und die Freude am Fotografieren  (vorübergehend) verloren und spüre einen grossen Druck, der mich blockiert. Doch heute will ich nicht daran denken. Ich versuche, die Zweifel zu verdrängen und zurückzufinden zu Freude und Zuversicht. Nur schon meinen Kollegen zuliebe. 




Also ziehe ich los und fotografiere die Motive, die mich anspringen und rufen: Hier bin ich, schau mich an, bin ich nicht toll - fotografier mich! Mit dem Fotografieren beginnen sich auch die Zweifel langsam aufzulösen. Ich beschliesse, das zu fotografieren, was mich stoppt, ohne darüber nachzudenken, ob es jetzt Miksang 1, 2a oder 2b ist, ob ich das jetzt nicht mehr fotografieren dürfte oder doch und auf welche Art genau und ob ich das überhaupt kann.



Es gibt so viel zu entdecken auf der kurzen Strecke. Ich vergesse mich dabei und versinke in Staunen.



Endlich gönne ich mir auch die Zeit für einen Umweg zum Brunnen, den ich schon lange näher anschauen wollte. Bisher  habe ich ihn immer nur vom fahrenden Tram aus betrachtet, eilig auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause.






Fotografierend brauche ich mehr als doppelt so lange wie sonst, bin aber trotzdem noch viel zu früh am ausgemachten Treffpunkt. Deshalb ende ich schliesslich genau dort, wo ich ausdrücklich nicht hinwollte: auf dem Wochenmarkt. Ein wunderbarer Markt, aber nicht heute, nicht für mich, nicht für Miksang-Fotografie. Ich will mich vom Lärm und dem Gedränge nicht aus meiner meditativen Stimmung drausbringen lassen. Deshalb setze ich mich auf eine Bank in den Schatten, lege die Kamera weg und habe vor, einfach zu warten, bis die Zeit um ist.



Plötzlich, wie bei einem unerwarteten Wetterumschlag, verändert sich die Atmosphäre, Bewegungen und Geräusche sind anders. Erstaunt blicke ich hoch. Dann erkenne ich, was passiert: Der Markt geht zu Ende, die letzten Besucher sind am Weggehen, die Bauern und Verkäufer beginnen eilig ihre Kisten und Stände zusammenzupacken. Die entspannte Markt-Bummel-Stimmung schlägt um in professionelle Hektik - und ich sehe jetzt ganz andere Marktbilder vor mir. 

Ich mich nicht satt sehen an all den visuellen Eindrücken und Stillleben, die das Leben gerade jetzt vor meinen Füssen komponiert.






Ganz aufgeregt sehe und fotografiere ich Bild um Bild - und keiner nimmt Notiz von mir oder stört sich daran. Im Gegenteil, zum ersten Mal begegnet mir statt blöder Sprüche echtes Interesse an meiner Tätigkeit. Während die einen emsig zusammenpacken, beginnen andere zu schauen und zu fragen, denn Markt-Fotografen kennt man ja, doch wer fotografiert schon, wenn der Markt zu Ende geht?




Ich fühle mich wie am Ende einer Theateraufführung, wenn die Besucher zufrieden heimströmen, die Techniker Stühle und Kulissen abräumen, die Schauspieler ermattet aus ihren Garderoben kommen und alle zusammen mit dem Regisseur noch auf ein Bierchen gehen.


Freitag, 16. August 2013

Spaziergang in Burghausen, Oberbayern


Ich bin mit dem Fotokünstler an einem strahlend schönen, hochsommerlichen Sonntagmorgen unterwegs im schmucken Städtchen an der Salzach. Es ist früh und schon sehr heiss. Die meisten Einwohner schlafen noch, die, die schon auf sind, strömen zu den Badeplätzen und Schwimmbädern. Nur wenig sitzen wie wir unter den Sonnenschirmen des Altstadt-Cafés und geniessen die Stille.



Wir schlendern durch die Gassen. Der Fotokünstler ist Zen-fotografisch und ich bin Miksang-mässig unterwegs - was aufs selbe rauskommt. 


Plötzlich, in der Ruhe der ausgestorbenen Gassen, taucht eine Gruppe weiss gekleideter, junger Menschen auf. Sie schlendern lässig durch die Hauptgasse, begleitet von einem rhythmischem Singsang und entspanntem Klatschen. Wir folgen ihnen zurück auf den Platz, wo wir, zusammen mit wenigen anderen Anwesenden, mit einer lebensfrohen Tanz-Aufführung beschenkt werden - Capoeira!



Die Sonne scheint nun so stark, dass wir um die Schatten der engen Altstadt-Gassen froh sind. Das Licht ist eh zu hell und zu grell - und zu heiss - zum Fotografieren. Dafür sind die Licht- und Schattenspiele umso schöner.



In einer Woche wird der Fotokünstler seinen Fotoworkshop "Meditieren und Fotografieren" hier durchführen. Es ist, als wäre ich dabei.




Mittwoch, 7. August 2013

Die Farbe des Wassers

Spaziergang an der Salzach in Burghausen, Oberbayern.










"La forma dell'acqua" (Die Form des Wassers) ist der erste Kriminalroman mit der Hauptfigur Commissario Salvo Montalbano des sizilianischen Autors Andrea Camilleri.