Sonntag, 22. April 2018

Frühling - Frühstück im Garten

So schnell kann sich alles ändern. Nach dem langen Winter ging es ruckzuck durch sämtliche Frühlingsstadien hindurch bis hin zum - zumindest temperaturmässig - Hochsommer.

Heute konnte ich bereits zum zweitenmal im Garten frühstücken. Mein alter Kater Nero ist immer noch dabei, auch wenn ihn die neugierige Nachbarskatze so gestresst hat, dass er bald wieder reingegangen ist. Vor einem Jahr noch hätte er sie vertrieben.


Ich stelle den Frühstückstisch so um, dass ich mit dem Rücken zur Sonne sitze. Es ist angenehm warm. Ich geniesse meinen Kaffee, die Sonntagmorgenruhe und schaue dem Spektakel zu, das sich vor meinen Augen abspielt: Die frühe Morgensonne wandert durch den Garten und beleuchtet mal dies, mal das, zeichnet Schatten und modelliert Formen. Wie ein Scheinwerfer strahlt sie den Birnbaum an, der bereits in voller Blüte steht, die rosa Knospen des alten Apfelbaums, taucht den Bambus in goldenes Licht, strahlt das junge Lavendelbäumchen an, zeichnet ein zartes Spiel aus Licht und Linien mit den noch kahlen Ästen und Zweigen des Nussbaums und lässt aus den tanzenden Blütenkätzchen der Birke ein rauschendes Lichtermeer entstehen.





Und während ich sitze und mich von diesem Schauspiel verzaubern lasse, fallen mir die Verse einer alten Kirchenmotette ein: "Alles strebt dem Licht entge-he-gen, alles strebt zum Licht! Alles strebt dem Licht entge-he-gen, alles strebt zum Licht. Aaaa-lles aaaa-lles, alles strebt zum Licht." Die einfache Melodie geht mir nicht mehr aus dem Kopf und begleitet mich noch durch den ganzen Tag.