Mittwoch, 31. Januar 2018

Spaziergang in Weisslingen - Frühling, Neubeginn

Die lang vermisste Sonne drückt heute endlich wieder sanft durch die graue Wolkendecke. Von drinnen sieht es aber freundlicher aus, als es in Wahrheit ist. Die Sonne ist blass und wärmt noch kaum, es bläst ein kalter Wind. Und doch entdecke ich auf meinem Spaziergang überall Boten des Frühlings, Zeichen des Neuanfangs.



Nachdem sich mit den Winterfeiertagen auch der Schnee vom Mittelland verabschiedet hat, sah es schon bald - wir glaubten es kaum - recht frühlingshaft aus. Die Tage wurden länger, das Licht mit jeder Woche mehr, und es schien sanfter und vielversprechend.


Am Teich tut sich noch nichts, die Froschschutznetze entlang der Wege sind aber grösstenteils schon aufgestellt. Das Gras der Wiesen grünt intensiv und frisch, und in den Bäumen singt, krächzt und flattert es gewaltig. Nicht nur die Krähen sitzen jetzt paarweise auf den Ästen.



Braun und dunkle Farbtöne dominieren noch im Wald, doch zwischendurch strahlt bereits das helle Grün vom Moos und jungem Farn, und schon an manchen Büschen wachsen Knospen.



Frühling, ein neuer Lebenszyklus beginnt. Die meisten Neuanfänge kommen leise, in kleinen, kaum wahrnehmbaren Schritten, wie der Frühling. Und wie der Frühling sind sie unaufhaltbar. Ein Neubeginn ist immer möglich. Warum nicht jetzt? Der Frühling hat doch auch schon wieder angefangen.


Montag, 8. Januar 2018

Spaziergang in Weisslingen - verspätetes Neujahrswochenende

Zum Jahreswechsel nehme ich mir gerne ein paar Tage Zeit, um zurückzublicken und das neue Jahr bewusst und in der Stille zu begrüssen. Dieses Jahr hat mich aber eine heftige Grippe daran gehindert, und statt das Jahr besinnlich zu beginnen, bin ich eher reingestolpert und habe mich gerade noch knapp durchgeschleppt, bevor ich wieder arbeiten gehen musste. Also hole ich mein verpasstes Neujahr "just for myself" dieses Wochenende nach.



Jeden Tag komme ich wieder ein bisschen mehr zu Kräften. Nachdem ich gestern meinen "Neujahrsspaziergang" vorzeitig abbrechen musste, wage ich heute einen zweiten Versuch. Heute nehme ich den Weg zum Waldrand hoch, auch wenn die Steigung mich arg zum Keuchen bringt. Zwischendurch scheint die Sonne, gleichzeitig geht aber immer noch ein heimtückisch kalter Wind. Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, den Spaziergang wieder abzubrechen und umzukehren. Aber ich rede mir gut zu und entscheide mich schliesslich fürs Weitergehen. Ich erlaube mir, noch langsamer zu gehen, setze einen Schritt nach dem anderen, ohne Hast, bis ich am Waldrand oben angekommen bin.



Nach all der Zeit im Krankenbett und in der dunklen Wohnung dürstet es mich nach frischer Luft und Licht. Die Sonne motiviert mich zusätzlich, und so schleppe ich mich noch ein Stück weiter. Ich weiss ja, wie es geht. Langsam, Schritt für Schritt und mit einer längeren Pause auf der Bank an der Sonne und im Windschutz der hohen Bäume. Ich habe ja Zeit.



Zwischendurch erklingt Vogelgesang. Ich bilde mir ein, dass es ein erstes Frühlingszeichen ist. Später verstummt er jedoch wieder.


Im Wald sind die Auswirkungen der stürmischen "Burglind" unübersehbar: Abgebrochene Äste hängen in den Wipfeln, mehrere Bäume wurden entwurzelt, der Weg ist mit heruntergewehten Zweigen bedeckt. Teilweise tragen sie schon hellgrüne Triebe und Knospen - ebenfalls erste Frühlingsboten?

Da es mein nachgeholter Neujahrsspaziergang ist, kreisen meine Gedanken ums vergangene Jahr und ums kommende. Das letzte Jahr hatte gut begonnen, sofern ich mich richtig erinnere. Schon bald haben sich dann aber belastende Ereignisse die Klinke in die Hand gegeben. Ich habe natürlich auch sehr Schönes erlebt, aber die schwere Grippe zum Jahresende passt ganz gut zu meinem 2017. Da kann ich nur hoffen, dass es 2018 umgekehrt sein wird und es sich nach diesem mässigen Start zu einem Besseren entfaltet. Wissen kann ich es natürlich nicht.


So oder so, es bleibt mir nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen und weiterzugehen, Schritt für Schritt, wie auf diesem Spaziergang. Und wenn es harzig wird, noch langsamer und behutsamer, aber beständig weiterzugehen auf meinem Weg. Vorsätze nehme ich mir keine vor, ausser eben genau das, auf meinem Weg zu bleiben und weiterzumachen mit dem, was ich bereits tue, mit Vertrauen, Kreativität und Freude als meine Wegweiser, mit guten Menschen als meine Begleiter und mit viel Dankbarkeit für all das, was ich habe. In diesem Sinne: Happy New Year an alle, die auf dem Weg sind - und wer ist das schon nicht?