Donnerstag, 26. September 2019

Herbst

Pilze im Wald und reife Beeren, Tannzäpfen am Boden und erste herabgefallene Blätter. Herbstzeitlosen blühen, und braune Stängel verdorrter Sommerblumen stehen übriggeblieben am Wegesrand. Erste Morgennebel ziehen auf, und dann das sanfte, goldene Licht.


Wie keine andere Jahreszeit kündet der Herbst vom ewigen Kreislauf des Lebens, vom Werden und Vergehen. Nichts kann sich dem entziehen. Wieso nur haben wir trotzdem solche Mühe, uns damit abzufinden? Wieso nur fällt uns loslassen so schwer? Wieso nur halten wir krampfhaft an Zuständen, Menschen und Situationen fest? Klammern uns an Glücksmomente und sind dann jedesmal von neuem überrascht, wenn sie nicht ewig halten? Wieso nur fallen wir in dunklen Zeiten in tiefste Hoffnungslosigkeit und Trauer, als ob es keinen Morgen mehr gäbe? Als ob nicht alles und immer ein Auf und Nieder ist, als ob nicht auch auf schlechte Zeiten wieder bessere folgen würden und auf Abschiede neue Begegnungen.


Man muss "versuchen, die Fragen selber lieb zu haben", meint Rainer Maria Rilke, und "Geduld haben". Denn Antworten gibt es keine, beziehungsweise die muss jeder für sich selber finden. Und nichts ist für die Ewigkeit - im Guten wie im Schlechten.


Das Gedicht von Rainer Maria Rilke heisst "Über die Geduld". Die Fotos sind von der Via Francigena, dem Frankenweg, auf dem ich vor kurzem mit dem Fotokünstler im Aostatal gewandert bin. Weitere Fotos von der Reise in diesem Album