Sonntag, 20. Dezember 2020

Weihnachtswünsche


 

Etwas Fröhlichkeit in dieser ernsten Lage,

Farben, Musik und Licht in dieser dunklen Zeit.

Ein bisschen Leichtigkeit, um die Schwere besser zu ertragen,

und selbstvergessenes Lachen für die, die wenig zu lachen haben.

Sanfter Trost für die, die weinen,

und erlösender Friede für die, die hadern.

Liebevolle Umarmungen für die Einsamen,

Mut zur Wahrhaftigkeit und Herzenswärme für uns alle.

Sonntag, 13. Dezember 2020

Spaziergang in Weisslingen - Wintertag


 

Wintertag

trüb, nass und kalt,

doch drinnen

Besinnlichkeit erwacht.

Kerzenlicht,

leise Musik,

Gedanken an die Liebsten.

Besinnlichkeit erwacht.

Die Wärme bleibt

und wärmt das Herz,

und wärmt die Nacht.

 




Donnerstag, 19. November 2020

Novembernebel

 

Der Nebel ist eine Fee, die Farben und Formen verändert und die Geräusche dämpft. Sie hüllt die Welt in weisse Mousseline und zaubert aus Altbekanntem Märchenlandschaften, wo Magier wohnen und Trolle Purzelbäume schlagen. Verschwunden sind die Hecken, Betonmauern und Kantonsstrasse. Zurück bleibt eine Welt aus zart Angedeutetem und bloss Erahntem. Dort, wo das Auge jetzt nicht weiterkommt, schweift ungehindert die Fantasie über die weissen, weiten Flächen. Ich bleibe stehen, lausche, staune. 

 

 

 

Kein Mensch um mich herum, und doch scheint alles bevölkert. Kühl streift der Hauch vorbeigaloppierender Elfen meine Haut. Und in der Ferne höre ich Pippi Langstrumpf ihr fröhliches Lied singen. Hänsel und Gretel plappern unbekümmert beim Beerenpflücken, und immer wieder leuchtet ein rotes Käppchen durchs Gestrüpp hindurch. 


 

"So, ist also die Sonne doch noch rausgekommen", meint mein Nachbar, als ich ihm beim Nachhausekommen im Garten begegne. "Na ja, es geht," entgegne ich, "sie kommt und geht..." - "Ja, so ist es im Leben", antwortet er und fährt mit seinen Gartenarbeiten fort. 

 


 

Samstag, 24. Oktober 2020

Die Kraft von Worten - Als meine Freundin erfahren hat, dass ich an Covid erkrankt bin

"Danke für den Blumenstrauss! Der ist ja riiiesig! Er muss dich ein Vermögen gekostet haben!" - "Für dich ist mir nichts zu teuer, Hauptsache du wirst wieder gesund."

Ich bin baff.

Das sind nicht die Worte eines Verehrers, der sich bei mir einschmeicheln will, oder einer überschwänglichen Person, die häufig Komplimente verteilt. Das sind die Worte von M., meiner langjährigen Freundin. Die sachliche, zurückhaltende, umsichtige M., immer kontrolliert, wenn es um Emotionen geht. M., die sich kaum je zu Gefühlsäusserungen hinreissen lässt, zu positiven schon gar nicht, weder sich selber, noch anderen gegenüber. Ich weiss, dass sie mich gern hat, dafür kennen wir uns schon zu lange. Doch dass sie jetzt diese Worte so direkt, offen und ohne zu zögern ausspricht, lässt mich sprachlos zurück. 

Für einige Sekunden ist es still am Telefon. Danach plaudern wir wieder weiter über dies und das, als ob nichts geschehen wäre. Doch das Echo ihrer Worte hallt noch lange nach, bis heute, wo ich die Krankheit längst überwunden habe... "Für dich ist mir nichts zu teuer, Hauptsache du wirst wieder gesund."



Montag, 21. September 2020

Ein Elfchen zum Herbstbeginn


Herbst,
welkes Blatt
und warmes Herz.
Berichte mir vom Frühling,
Herbst!


Ein Elfchen ist eine Gedichtform, die aus elf Wörtern besteht. In der ersten Zeile steht ein Wort, in der zweiten zwei, in der dritten drei, in der vierten vier und in der fünften wieder nur eins, oft dasselbe aus der ersten Zeile. Das ist meine Variante. Es gibt auch eine detailliertere und kompliziertere Definition, siehe Wikipedia. Ich mag es aber gerne freier, mit mehr Raum für Imagination und Spiel mit Worten und Bildern.

Sonntag, 30. August 2020

Spätsommerabend



Abends nach dem Homeoffice spaziere ich oft zum Weiher. Dort sitze ich auf einem der grossen, weissen Steine direkt am Ufer, schaue über die Wasseroberfläche und lasse mich von der Abendsonne wärmen.



Ich schaue dem Funkeln des Lichts auf der Wasseroberfläche zu, seinem Tanz auf den sanften Wellen. Immer wieder perlen Luftblasenketten an die Oberfläche, und irgendwo entstehen konzentrische Wellen, wie aus dem Nichts. Und immer wieder versuche ich zu ergründen, woher sie kommen, die Luftblasen und die kreisrunden Wellen: ein Krebs, ein Fisch, Muscheln oder gar Pflanzen? Doch das pechschwarze Moorwasser hält dicht und behält seine Geheimnisse für sich. Es lässt keinen meiner Blicke durch, und die Tiere sind mir immer ein paar Augenblicke voraus. So bleiben Luftblasen und Wellen weiterhin ein Rätsel, sie gehören zu einer anderen Welt, zu der ich keinen Zugang habe. Manchmal werfe ich Kieselsteinchen ins Wasser, um eine Reaktion zu provozieren und allfällige Fische an die Oberfläche zu locken. Doch keiner lässt sich von meinen plumpen Finten beeindrucken. Nur einen kurzen Moment lang bleibt alles angespannt still, um aber gleich im nächsten wieder seinen gewohnten, unaufgeregten Lauf zu nehmen: Wasserblasen tauchen auf, konzentrische Wellen entstehen, und ich, die angestrengt, konzentriert und vergebens versuche, deren Verursacher zu erhaschen.



Ich sitze und schaue, höre dem Plätschern des Wassers zu und dem leisen Schmatzen der Wellen, wenn sie ans Ufer klatschen. Ich schliesse die Augen, geniesse die Wärme und wähne mich am Meer. Ein Mini-Meer mit Mini-Wellen, aber es reicht, um Sommerferiengefühle wachzurufen. Ich höre die Geräusche am Strand, das fröhliche Summen des Stimmengewirrs, spüre den trockenen, weichen Sand, fühle die Weite und rieche das Wasser, den Sommer und die Freiheit. Und augenblicklich erfüllt mich Heiterkeit, innere Ruhe und tiefe Entspannung.



Ich sitze auf den warmen Steinen in der Abendsonne und betrachte die Libelle, die sich auf den Stein mir gegenüber gesetzt hat und dasselbe zu machen scheint wie ich: Wie ich geniesst sie die Wärme der letzten Sonnenstrahlen und die Ruhe der Abendstunde. Ihre Flügel schillern regebogenfarben im Licht. Bei der kleinsten Bewegung meinerseits aber fliegt sie davon, jagt hakenschlagend über die Wasseroberfläche, so blitzschnell, dass ich sie fast sofort aus den Augen verliere. Doch sie kehrt immer wieder zurück auf ihren Stein im sanften Licht der goldenen Abendsonne.


Samstag, 11. Juli 2020

Abends nach dem Homeoffice



Die Bänder sind spröde geworden,
halten sie noch?
Wann reissen sie endlich?



Die Haselnüsse am Strauch sind schon gross,
die Beerenstauden reif und rot.
Ich sitze am Ufer des Weihers und werfe Steine ins Wasser,
doch nichts geschieht.


Sonntag, 7. Juni 2020

Malerei & Fotografie - Wo ist der Mensch?




Ich bin die Mutter, die im Haus den Kuchen bäckt,
der Leuchtturmwärter, der die Lichtmechanik überprüft,
und auch der Kapitän auf hoher See, der sich am Leuchtturm orientiert.

Ich bin die Kinder, die im Garten spielen,
die frischgewaschne Wäsche, die im Wind flattert.
Ich bin der Briefträger, der die Post bringt,
und der Buschauffeur, der vor dem Wartehäuschen hält.

Ich bin der Wanderer, der mit seinem Hund vorbeimarschiert,
und auch die Bauarbeiter, die Stein um Stein den Turm gemauert haben.

Ich bin die Gegensätze, die starken
Kontraste und die klaren Farben,
das gleissende Licht,
die tiefen Schatten und der Wind.

Ich bin die, die den Elementen trotzt,
der alte Leuchtturmwärter, der bis zuletzt
die vielen hundert Stufen
hochsteigt,
sich hochkämpft,
um das Licht zu entzünden,
damit es blinkt und anderen den Weg weist,
einfach weil das seine Aufgabe ist.

Und ich bin auch der Maler, der dasteht mit seiner Leinwand,
um all das festzuhalten für die Ewigkeit, oder auch nicht,
einfach weil das seine Aufgabe ist.

Ich bin all das und noch viel mehr,
ich und wir alle,
verbunden in der Ewigkeit der Zeit
und der unendlichen Weite des Raumes.


Der Text ist in der Auseinandersetzung mit einem Gemälde von Edward Hopper entstanden, das ich in der Ausstellung der Fondation Beyeler gesehen habe, "Lighthouse Hill" von 1927 (https://artsandculture.google.com/asset/lighthouse-hill/hwFpoxNDVKR0bw?hl=de). Der Betrachter schaut von unten auf eine Hügellandschaft, und auf dem Hügel steht fest und beständig ein Leuchtturm, der selbst von der Sonne beleuchtet wird, mit einem Haus daneben. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen, auch Meer und Küste nicht, nur weite grüne Hügel, dunkle Schatten und ein tiefblauer Himmel mit wenigen Wolkenschlieren. Ich hatte Assoziationen von Verschlossenheit, Isolation und unüberbrückbarer Distanz, gleichzeitig auch von Weite und Unendlichkeit. Und wie fast immer bei Hopper habe ich mich mit einem Gefühl von Beklemmung gefragt, wo hier die Menschen sind. Bis ich am Rand des Bildes, ganz unten in der rechten Ecke, etwas entdeckt habe, was keine Hügel, keine Natur ist, sondern ganz klar etwas von Menschenhand Gebautes, fast nicht erkennbar und leicht zu übersehen: ein Teil einer Mauer? das Dach eines Verschlages? ein Trafohäuschen? Und da habe ich angefangen die Menschen zu sehen, überall.

Sonntag, 24. Mai 2020

Poesie & Fotografie - Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen


Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.


Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.

Gedicht von Rainer Maria Rilke, 20.9.1899, Berlin-Schmargendorf

Sonntag, 16. Februar 2020

Die Welt in schwarz-weiss


Die Welt in schwarz-weiss ist nicht weniger spannend
als in Farbe.
Es kommt nur drauf an, was man möchte (und was man bekommt).



Die Welt in schwarz-weiss ist nicht weniger spannend
als in Farbe.
Nur weniger schön. 
Und weniger vielschichtig.



Wirklich?



Die Welt in schwarz-weiss.
Man gewöhnt sich daran.
Vielleicht. 



Aber weniger fröhlich ist sie schon.




Freitag, 7. Februar 2020

Grautöne


Die Welt in schwarz-weiss
ist nicht weniger spannend
als in Farbe.

Es kommt nur drauf an,
was man möchte
(und was man bekommt).