Donnerstag, 28. August 2014

Sehnsucht

Sehnsucht nach Sonne und Wärme, nach flirrender Luft über dem Feldweg, nach den Schreien der Milanpaare, wenn sie majestästisch ihre Kreise ziehen, unablässig Wiesen und Äcker absuchend.


Sehnsucht nach dem Duft von frisch gemähtem Gras, dem Zischen der Sense, nach Hitze und Durst, nach den unendlich vielen Schattierungen von Grün, wohin das Auge reicht, nach Pinienduft und Blumenwiesen, nach Vogelgesang im Wald und dem Zirpen der Grillen.
Sehnsucht nach warmer Luft auf der nackten Haut, nach sanftem Licht, das durch die Ritzen der halb geschlossenen Rollläden ins Zimmer dringt, nach frischer Bettwäsche, die nach Sonne und Sommer duftet.


Sehnsucht nach der Stille in der Mittagshitze, dem kühlen Glas Weisswein, nach belanglosen Gesprächen in den Gärten, nach Flipflops, Heiterkeit und fröhlichen Blicken in den Gesichtern der Menschen.
Sehnsucht nach knirschendem Kies, nach Stimmengewirr, lautem Lachen, Tellergeklapper und Gläsergeklirr, nach bunten Lichtern und sinnlichen Düften in der lauen Nacht.


Sehnsucht nach dem Rascheln von Palmblättern im Wind, nach Sand zwischen den Fingern, nach brennender Haut und dem Geschmack von Salz auf den Lippen, nach bemalten Zehen im kristallklaren Wasser, nach dem sanften Rauschen des unermüdlichen Wellenspiels, nach tiefblauem Himmel, roten Sonnenuntergängen, nach der Weite des Meeres.



Sehnsucht nach Freiheit, nach Leichtigkeit, nach Unendlichkeit. Sehnsucht nach der Zeitlosigkeit eines Moments absoluten Glücks.


Freitag, 1. August 2014

Viel zu berichten

Es ist schon merkwürdig... Als ich letzten Herbst meinen Ellbogen gebrochen habe und fast zwei Monate lang arbeitsunfähig war, als ich nur für die Physiotherapie nach Zürich fuhr und sonst das Dorf kaum je verlassen habe, als sich meine Aktivitäten auf Nahrungsaufnahme, Hygiene und Rehabilitationsmassnahmen beschränkten, da hatte ich viel zu sagen, persönlich und hier im Blog. Ich hatte Lust und Freude an Gesprächen mit Bekannten und Fremden, und mir fielen immer wieder Themen ein, worüber ich schreiben wollte. Im Aussen lief so gut wie nichts, doch aus meinem Innern sprudelte es nur so.


 Jetzt, ein Dreiviertel Jahr später, fliesst es aus meiner inneren Quelle nur noch tröpfchenweise. Und das obwohl seit einigen Monaten die Post abgeht, wie wir in der Schweiz sagen: Ein Abenteuer folgt dem nächsten - eine Einladung zu einem rauschenden Fest, ein zweiter Spitalaufenthalt, Reisen rund um die Welt, der Abschluss meiner Miksang-Ausbildung, Entdecken neuer Gegenden, Kennenlernen neuer Freunde, Arbeiten, Fotografieren, Träumen und Planen. Ich habe viel Spass und erlebe so viel Wunderbares. Und doch...


Ich habe das Gefühl, ich hätte trotz allem nichts zu sagen. Ich sitze hier und weiss nicht recht, wohin mit mir. Meine Gedanken flattern verwirrt herum und finden keinen Anker, um sich daran festzuhalten. Meine Kreativität ist ausgebremst, meine innere Quelle ein dürftiger Rinnsal, meine Freude gedämpft. Viel zu unternehmen und zu erleben bedeutet nicht unbedingt, dass man nachher mehr zu sagen hat. Viel zu erzählen haben ist eben nicht gleich viel zu sagen haben. Das zumindest habe ich jetzt erkannt. Schliessen sich Aktivität und Kontemplation aus?


Vielleicht braucht meine Seele einfach mehr Zeit und Raum, um all das Erlebte zu verdauen. Der Drang ist gross, der inneren Unruhe und Leere zu entfliehen, durch noch mehr Aktivitäten und Ablenkungen. Aber ich weiss, dass das letztendlich auch nichts bringt. Stattdessen werde ich mich der Leere stellen, mich langsam wieder mit der Stille anfreunden, mich an den Rand der Quelle setzen und einfach warten. Bis irgendwann der Moment kommt, wo es wieder anfängt zu murmeln, zu gluckern und zu plätschern.