Samstag, 25. Mai 2013

Mein Gravatar

Ein Gravatar ist eine Art persönliches Logo in Form eines kleinen Fotos für die sozialen Netzwerke im Internet. Man kann es offiziell registrieren und mit der eignen E-Mail-Adresse verknüpfen lassen. Mein kleines Stellvertreter-Bild erscheint dann jedes Mal automatisch, wenn ich mich bei einem sozialen Netzwerk einlogge und dort etwas publiziere. Wenn ich also z.B. einen Kommentar zu einem Blogeintrag schreibe, erscheint das Foto automatisch neben meinem Kommentar. Sinnvollerweise sollte ein Gravatar einfach und prägnant sein und zur klaren Identifikation meiner Person dienen. Und da beginnen schon die Schwierigkeiten. Lassen wir mal die psychologisch-philosophische Frage "Wer bin ich?" beiseite. Und gehen wir mal davon aus, dass ich ein richtiges Foto von mir dafür verwenden möchte und nicht ein grafisches Symbol, eine Comicfigur oder ähnliches. Trotzdem bleibt die Frage: Wie will ich mich darstellen? Wie sollen andere mich sehen? Welches Foto soll mich repräsentieren?



Klassisch, brav in die Kamera lächelnd, freundlich und nett? Sympathisch, eher konventionell, nicht besonders ausdrucksstark, sondern eher neutral, dafür allzeit einsetzbar, allzeit passend? Eine Person, mit der man an der Bushaltestelle oder beim Anstehen an der Kasse gerne ein paar Worte wechselt?



Oder soll es ein anderer Körperteil von mir sein? Das ist anonymer und gleichzeitig aussagekräftiger: Aha, jemand, der Tagebuch schreibt, mit Tinte! Das deutet auf eine reflektierende Person, vielleicht eine introvertierte, eher ruhige, intellektuelle, möglicherweise romantische oder gar altmodische Persönlichkeit hin...



Oder doch das Gesicht, damit sich die anderen die konkrete Person besser vorstellen können? Aber ein "ganz ehrliches", direktes Porträt, ungeschminkt nach einer schlaflosen Nacht. Ein Foto, das dem Betrachter mehr als die standardisierte Fassade zeigt, eines, das das Wesen dahinter erahnen lässt?



Oder soll es ein kunstvoll-symbolisches Porträt sein? Eines, das nur andeutet, ohne festzulegen? Das auf das Zarte, Durchscheinende, auf das Durchlässige, Offene, das Provisorische und Vergängliche, auf das Unfassbare meiner Person hinweist?

Ich bin noch unentschlossen. Vielleicht lasse ich es bleiben und verzichte auf einen Gravatar. Vielleicht ist mein idealer Gravatar noch nicht aufgenommen worden. Letztendlich stellt sich eben doch die Frage: Wer bin ich? Wer bin ich wirklich? 

Weitere Kandidaten in meinem Album  Now you - Selbstporträts auf meiner Flickr-Seite.