Die schiere Mannigfaltigkeit der Vogelstimmen zum Beispiel nicht, die mich vom Beginn weg begleitet: fröhliches Gezwitscher am Waldrand, flötende Melodien im Wald, kehliger Gesang auf der Anhöhe, spitze Schreie über dem Feld, krächzen in den Baumkronen, schnattern am Teich und viele mehr. Mein Wortschatz ist zu beschränkt, um diese ganze Vielfalt an Tönen widerzugeben, die jetzt den Himmel erfüllen.
Die Schmetterlinge, die auf dem Weg vor mir herflattern, ebensowenig. Auch wenn ich sie auf ein Foto bannen könnte, ihr zartes Wesen könnte ich nicht einfangen. Und ist es aber nicht gerade das, was mich am Schmetterling berührt, seine sanfte Schwerelosigkeit, sein verspielter Tanz im Lufthauch, seine berührende Zerbrechlichkeit und Flüchtigkeit?
Gerne würde ich auch all die anderen Tiere um mich herum fotografieren, doch die meisten kann ich ja noch nicht einmal sehen. Selbst der Frosch, der bei meinem Herannahen ins Gras springt, sehe ich nicht mehr. Und dabei weiss ich doch, dass er da ist, unmittelbar vor meinen Augen. Doch mein Sehsinn ist begrenzt und er ist Meister der Tarnung.
Ich weiss, dass auch andere Tiere da sind, weil ich sie höre. Überall rascheln sie: laut, frech und unbekümmert die Vögel, kaum hörbar hingegen die grösseren Tiere, Rehe zum Beispiel oder Wildschweine. Meist verrät sie nur ein einzelnes, kurzes, leises Knacken, gefolgt von absoluter Stille. Wie jetzt, im Dickicht jenseits des Baches. Ich kann nur erahnen, dass ich ein grösseres Tier überrascht haben muss, sicher bin ich mir nicht. Ich warte vollkommen still, konzentriert und ganz Ohr. Ich möchte es sehen, aber ich weiss, dass sich das Tier, sobald es sich vom ersten Schrecken eingefangen hat, vollkommen lautlos fortbewegen wird. Doch dann, ein kurzes, helles Aufblitzen zwischen den dunklen Tannen - die Reflexion des Sonnenlichts im Fell - verrät mir den weglaufenden Fuchs. Nur für den Bruchteil eines Augenblicks sehe ich ihn, dann löst sich die Erscheinung auf und der Fuchs wird wieder eins mit dem Wald. Kein Foto kann den Zauber solcher Momente je widergeben.
Ich verlasse den Wald und mache mich auf den Rückweg. Auf der Wiese empfängt mich das Zirpen von Zikaden - jetzt schon? Es hört sich an wie Sommer und ist doch erst April. Die Zweige und Äste sind noch gut sichtbar und noch nicht ganz von Blättern verdeckt. Wie lange noch? Die neuen Blätter wachsen schnell. Bald werden sie Baumkronen und Büsche gänzlich eingehüllt haben. Ungeachtet der wiederkehrenden Wintereinbrüche schreitet der Frühling unbeirrt voran.
Nur ein einziges Mal reut mich der fehlende Akku wirklich: So gern hätte ich versucht, das unfassbar strahlende, intensiv leuchtende Gelb des Rapsfeldes einzufangen, ein Farbton, für den es keine Worte gibt. Kein Gelb ist so unglaublich einzigartig gelb wie das von blühenden Rapsfeldern an einem schönen Frühlingstag wie diesem.